Ökologische Renaturierung

Wiederansiedlung der heimischen Austernart

Bernadette Pogoda, Foto: Kerstin Rolfes (AWI)Die Europäische Auster gilt in ihrer typischen Artengemeinschaft als Schlüsselart mit besonderer ökologischer Funktion. Aufgrund ihrer globalen und regionalen Bedeutung wurde sie in die OSPAR-Liste stark im Bestand bedrohter und schützenswerter Tierarten aufgenommen. Austernriffe zeichnen sich als Hot Spots der biologischen Vielfalt aus. Sie bieten Nahrung, Schutz, Siedlungssubstrat und fungieren als Kinderstube unter anderem für viele Fischarten. Insgesamt leisten Austernbänke wertvolle Ecosystem Services, wie Erhöhung der Biodiversität, Futter und Schutzraum für viele Tierarten, eine Verbesserung der Wasserqualität durch Filtrationsleistung, Verringerung toxischer Algenblüten, Festigung loser Sedimente, Küstenschutz und damit insgesamt eine Wertsteigerung des umliegenden Ökosystems (Ecosystem Value).

Die Bestände der Europäischen Auster sind in ganz Europa als stark gefährdet eingestuft. Durch einen über Jahrhunderte andauernden, massiven Fischereidruck kam es im Laufe des 20. Jahrhunderts europaweit zu einem Zusammenbruch der Austernpopulationen. Für die deutschen Meeresgebiete ist belegt, dass die ursprünglich großen Austernbestände auch hier durch Überfischung vernichtet wurden. Ostrea edulis gilt in Deutschland als funktionell ausgestorben. Austernbänke der Europäischen Auster bestehen heute nur noch vereinzelt zum Beispiel in Großbritannien, Irland, Frankreich und Dänemark.

Machbarkeitsstudien und Restaurationsexperimente in Großbritannien haben gezeigt, dass Instandsetzungsmaßnahmen von Austernbänken, die auf Langzeitkonzepten beruhen, Erfolg versprechend sind, und der Wiederaufbau von Austernbänken möglich ist.

Unsere Arbeitsgruppe entwickelt und testet im Rahmen der Projekte RESTORE und PROCEED Möglichkeiten, die heimische Auster in der Deutschen Nordsee wieder anzusiedeln.

Alle Restaurationsmaßnahmen werden unter Berücksichtigung der IUCN Standards, der International Standards for the Practice of Ecological Restoration (SER) sowie der Berlin Oyster Recommendation umgesetzt.

Ansprechpartner sind Dr. Bernadette Pogoda (AWI, Foto), Prof. Dr. Maarten Boersma (AWI) und Dr. Katrin Prinz (BfN).