Lister Austernpfad

Lister Austernpfad

Eröffnet wurde der Austernpfad im Mai 2017 anlässlich des Jubiläums »125 Jahres Meeresforschung Helgoland« an der Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Instituts. Das Projekt wurde gemeinsam von uns und der AWI-Wattenmeerstation Sylt durchgeführt.

Gehen Sie nun auf eine Entdeckungstour und erfahren Historisches und Aktuelles zur Küstenforschung auf Sylt! Der Lister Austernpfad bietet einen bildreichen Rückblick in die Zeit der Austernfischerei auf Sylt und zu den Anfängen der Küstenforschung. Außerdem werden aktuelle Forschungsprojekte aufgegriffen.

Die Standorte

Standorte des Lister Austernpfades

Das Foto zeigt die Standorte des Lister Austernpfades. Standort 1 ist am Lister Hafen gegenüber dem Forschungschiff MYA II in der Hafenstraße 333A. Standort 2 ist an der AWI-Wattenmeerstation Sylt in der Hafenstraße 43 in List. Standort 3 ist am »Alter Gasthof« in der Alte Dorfstraße 5, Standort 4 befindet sich an der Ellenbogenspitze am Übergang zum Strand.

Forschungsprojekte

Restore-Projekt

Netze mit europäischer Auster

Erfahren Sie weiter unten auf dieser Seite mehr über Methoden und Verfahren zum nachhaltigen Bestandsaufbau der Europäischen Auster in der Nordsee.

Hoffnung für europäische Auster

Europäische Auster

Das Bundesamt für den Naturschutz (BfN) bietet einen achtseitigen Flyer (PDF, Mausklick aufs Foto) zum Thema an.

Restore-Expedition

Europäische Auster

Schauen Sie sich das Kurzvideo über die Ausbringung einer Unterwasser-Installation für Austernkäfige an.

Karl August Möbius

Karl August Möbius

Lesen Sie den Beitrag »Lebensgemeinschaften erforschen« aus der Broschüre »125 Jahre Meeresforschung Helgoland« aus dem Jahr 2017. Autor ist Dr. Christian Buschbaum (AWI Sylt). Ein Mausklick aufs Foto öffnet die PDF-Datei.

Infokarte

Infokarte

Laden Sie sich hier mit einem Mausklick aufs Foto die Infokarte (PDF-Datei) zum Lister Austernfeld herunter.

Austernfischerei in Nordfriesland

Austernfischerei in der Nordsee

Die obige alte Aufnahme zeigt Fischer mit einer Dredge, wie sie früher in der Austernfischerei eingesetzt wurde. Austern stellen seit Jahrhunderten ein wichtiges und begehrtes Lebensmittel in vielen Küstenregionen dar. Die Austernfischerei in Nordfriesland war eine der Bedeutendsten im Wattenmeer und bereits im 12. und 13. Jahrhundert zählte sie – neben dem Heringsfang – zu den ersten kommerziell betriebenen Fischereien. 1587 stellte König Frederick II die damals zu Dänemark gehörenden Austernbänke zwischen Fanø und Husum unter königliches Hoheitsrecht.

Wegen ihrer Qualität und ihrem Geschmack wurden die nordfriesischen Austern besonders geschätzt und bis an den dänischen Hof nach Kopenhagen oder den russischen Hof nach St. Petersburg exportiert. Durch die Anbindung an neu entstandene Eisenbahnstrecken im Zuge der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts erweiterten sich die Exportmöglichkeiten und somit auch die Absatzmärkte. Um die steigende Nachfrage zu decken, wurde die Befischung intensiviert. Die Auswirkungen der Überfischung machten sich schnell bemerkbar, konnten aber weder durch Schonzeiten und zeitlich befristete Pachtverträge noch durch Versuche der Zucht und Wiederbesiedlung kompensiert werden. Die sinkenden Erträge führten schließlich dazu, dass die Austernfischerei auf Sylt 1925 eingestellt wurde und die Bestände soweit geschwächt waren, dass die Europäische Auster (Ostrea edulis) seit Mitte des 20. Jahrhunderts aus dem nördlichen Wattenmeer verschwunden ist.

Bei den Austern, die heute im Sylter Wattenmeer weit verbreitet sind, handelt es sich um die Pazifische Auster (Crassostrea gigas). Seit 1986 werden Jungaustern dieser Art aus Zuchtbetrieben in »Tischkultivierung« im Wattenmeer vor Sylt großgezogen. Hier besteht die einzige Austernkultur Deutschlands. Wenige Jahre nach Etablierung dieser Austernkulturen hatte sich die nichteinheimische Art unerwartet auch in den Miesmuschelbänken um Sylt angesiedelt und bildet hier seitdem großflächige Riffe aus.

Austernforschung in Nordfriesland

Karl August MöbiusIm Jahr 1869 beauftragte das Preußische Ministerium für landwirtschaftliche Angelegenheiten den Kieler Zoologen Karl August Möbius, die Ursachen für die sinkenden Austernerträge zu untersuchen und ein nachhaltiges Befischungskonzept für die Europäische Auster zu erarbeiten. Er warnte bereits 1877 in seinem Werk »Die Auster und die Austernwirtschaft« vor den Auswirkungen der Überfischung. Zudem erkannte er die ökologische Bedeutung der Austernbänke und führte an diesem Beispiel den Begriff der Lebensgemeinschaft »Biozönose« ein. Damit schrieb er Forschungsgeschichte und machte die Austernbänke im nordfriesischen Wattenmeer weltweit bekannt.

1912 nutzte Arthur Hagmeier, Kustos an der Biologischen Anstalt Helgoland, einen Teil seines Sommerurlaubs auf Sylt, um Zuchtversuche der »Königlich-Preußischen Austernfischerei« in List mit mikroskopischen Untersuchungen zu begleiten. Die Ergebnisse veröffentlichte er 1916 unter dem Titel »Über die Fortpflanzung der Auster und die fiskalischen Austernbänke«. Begeistert von dem Forschungsgebiet bat er 1923 um Arbeitsräume auf dem Areal des damaligen Austernbetriebs. 1924 entstand so auf Sylt das »Zweiglaboratorium für Austernforschung und zur Erforschung des Wattenmeeres« als weitere Feldstation der Biologischen Anstalt Helgoland.

Aus dieser Einrichtung ist die heutige Wattenmeerstation Sylt des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) hervorgegangen. Die Auster wird hier auch heute noch als zentraler Modellorganismus und wichtiges Forschungsobjekt verwendet, um generelle ökologische Zusammenhänge im Wattenmeer zu verstehen.

Literatur

Ökologische Renaturierung

Wiederansiedlung der heimischen Austernart

Bernadette Pogoda, Foto: Kerstin Rolfes (AWI)[Von Bernadette Pogoda, AWI] Die Europäische Auster gilt in ihrer typischen Artengemeinschaft als Schlüsselart mit besonderer ökologischer Funktion. Aufgrund ihrer globalen und regionalen Bedeutung wurde sie in die OSPAR-Liste stark im Bestand bedrohter und schützenswerter Tierarten aufgenommen. Austernriffe zeichnen sich als Hot Spots der biologischen Vielfalt aus. Sie bieten Nahrung, Schutz, Siedlungssubstrat und fungieren als Kinderstube unter anderem für viele Fischarten. Insgesamt leisten Austernbänke wertvolle Ecosystem Services, wie Erhöhung der Biodiversität, Futter und Schutzraum für viele Tierarten, eine Verbesserung der Wasserqualität durch Filtrationsleistung, Verringerung toxischer Algenblüten, Festigung loser Sedimente, Küstenschutz und damit insgesamt eine Wertsteigerung des umliegenden Ökosystems (Ecosystem Value).

Die Bestände der Europäischen Auster sind in ganz Europa als stark gefährdet eingestuft. Durch einen über Jahrhunderte andauernden, massiven Fischereidruck kam es im Laufe des 20. Jahrhunderts europaweit zu einem Zusammenbruch der Austernpopulationen. Für die deutschen Meeresgebiete ist belegt, dass die ursprünglich großen Austernbestände auch hier durch Überfischung vernichtet wurden. Ostrea edulis gilt in Deutschland als funktionell ausgestorben. Austernbänke der Europäischen Auster bestehen heute nur noch vereinzelt zum Beispiel in Großbritannien, Irland, Frankreich und Dänemark.

Machbarkeitsstudien und Restaurationsexperimente in Großbritannien haben gezeigt, dass Instandsetzungsmaßnahmen von Austernbänken, die auf Langzeitkonzepten beruhen, Erfolg versprechend sind, und der Wiederaufbau von Austernbänken möglich ist.

Unsere Arbeitsgruppe entwickelt und testet im Rahmen der Projekte RESTORE und PROCEED Möglichkeiten, die heimische Auster in der Deutschen Nordsee wieder anzusiedeln.

Alle Restaurationsmaßnahmen werden unter Berücksichtigung

umgesetzt. Ansprechpartner:innen sind Dr. Bernadette Pogoda (AWI, Foto), Prof. Dr. Maarten Boersma (AWI) und Dr. Katrin Prinz (BfN).